
Das Symbol der Lotusblüte ist für mich nicht "irgendein" schönes Symbol aus der fernöstlichen Lehre, es berührt mich tief im Herzen. Die Lotusblüte stellt für mich all das dar, was ich einen spirituellen Entwicklungs, Erinnerungs und Erweckungsprozess nenne.
Entwickle dich.
Erinnere dich.
Erwache.
Meine innere Stimme sagte mir damals, dass noch ein zweites Kind auf mich wartet. Mein Verstand schrie förmlich „Nein!“ aber mein Herz sagte ganz vorsichtig, leise und zart „Ja, du bist eine tolle Mama, du würdest Emilia, Marco und dir selbst das größte Geschenk auf der Welt machen.” Als Emilia 2 ½ Jahre alt war, entschieden wir uns dazu, nicht mehr zu verhüten. Und was soll ich sagen? Direkt im nächsten Zyklus bemerkte ich, dass ich mich genauso fühlte wie damals, als ich mit meiner ersten Tochter schwanger war. Ich konnte es gar nicht glauben, aber mit dem positiven Schwangerschaftstest wurde mein "Verdacht" bestätigt.
Der Lotus-Keimling macht sich auf den Weg und seinem Instinkt folgend wächst er in kleinen Schritten dem Licht entgegen.
Ohje... Einerseits war ich voller Vorfreude auf dieses Wunder, aber ich spürte innerlich schon die Panik und Angst der bevorstehenden Geburt in mir aufsteigen. Die Schwangerschaft verlief völlig anders als meine erste Schwangerschaft. Ich hatte massive Übelkeit und Erbrechen und war den ganzen Winter erkältet. Geriet von einer Erkältung in die nächste und mir ging es einfach überhaupt nicht gut. Diese aufeinander folgenden Krankheiten zwangen mich zur Ruhe und zum Inne halten. Ich verbrachte meine Zeit in meinem Beschäftigungsverbot als Krankenschwester mit dem Hören von Podcasts über eine selbstbestimme Geburt. Ich las sehr viele Bücher über das Thema Geburt und Hypnobirthing. Für mich stand von Anfang an fest. Entweder werde ich mir einen Termin für einen geplanten Kaiserschnitt geben lassen oder ich werde es auf einem ganz alternativen Weg erleben.
Am Untergrund liegender Sand, Schlamm und heruntergefallene Blätter erschweren der kleinen Lotuspflanze den Weg, Hindernisse dürfen überwunden werden.
Und auch hier hörte ich doch unterbewusst auf meine Intuition welche mir zuflüsterte „Gehe in ein Geburtshaus. Nimm dir die Betreuung die dir als werdende Mama zu steht. Genieße die Verbindung zu einer anderen Frau und Hebamme.“ In mir machte sich eine unerklärliche Ruhe und Gelassenheit breit . Ich spürte eine Stärke, die mir versicherte: „Du wirst das schaffen. Du bist eine kraftvolle, schöpferische Frau.“ Damals konnte ich diese Gedanken absolut nicht zuordnen. Es waren für mich Gedanken. Mit dem Wort Intuition oder gar Spiritualität hatte ich noch nie etwas zutun. “Was” es für mich auch damals war, ich nahm die Hilfe und Unterstützung aus meinem Inneren an und begab mich so auf die Reise der Geburt und gleichzeitig zu mir selbst.
Getragen durch meine positive Einstellung dem Geburtsprozess und dem Leben gegenüber, hatte ich meine erste wirkliche hochspirituelle Erfahrung. Diese Geburt war der völlige Kontrast zu meinem ersten Geburtserlebnis und dies lag nicht nur daran, dass es jetzt einfach die zweite Geburt war und ich wusste was mich erwartet. Natürlich spielt auch das eine Rolle, ich hatte Erfahrung, wusste wie die Abläufe waren. Ein riesiger Unterschied bestand darin, dass ich mit dem Start der Geburt bei uns zu Hause und auf dem Weg hin zum Geburtshaus, völlig im Vertrauen war. Ich verspürte keine Angst, keine Zweifel. Ich vetraute mir selbst, ich vertraute meiner wunderbaren Hebamme Julia, ich kann wirklich sagen sie hat mich gecoacht und unterstützt aber ICH habe unsere Tochter auf diese Welt gebracht. Ich habe geatmet, ich habe mich bewegt wie ich es wollte. Ich war bei mir selbst, ich war mit meinem höheren Selbst verbunden welches wusste: Du kannst ALLES schaffen. Es ist alles in Ordnung mit dir und deinem Kind. Und ich war in einer Blase aus Zuversicht, Vertrauen und absoluter Liebe dem Leben gegenüber. Dieses Gefühl spüre ich noch jetzt in meinem Herzen.
Die Wasseroberfläche ist zu sehen, aber noch in weiter Ferne, es kostet Kraft und Vertrauen für sich und den eigenen Weg einzustehen.
Das Leben hat mir nicht zufällig beide Geburten geschenkt hat. Ich konnte erst die zweite Geburt so erleben, da ich die erste für mich als negative Erfahrung bewertet habe. Rückblickend kann ich sagen, dass dieses Ereignis in meinem Leben so viel verändert hat. Ich kam zum ersten Mal in den Geschmack davon kein Opfer zu sein.
Die Lotusblüte erreicht die Schwelle zwischen Wasser und Luft, sie ist fest verwurzelt im Untergrund, diese Stabilität erlaubt ihr, über die Wasseroberfläche hinaus zu wachsen.
Ich danke meiner Tochter Frida, dass sie mir diese Erfahrung geschenk hat. Der Name Frida und das ist mir erst dieses Jahr bewusst geworden, bedeutet: Frieden.
Und diesen Frieden verspüre ich bis heute in meinem Herzen, ich liebe unsere beiden Töchter unglaublich. Jede Einzelne ist genau richtig und wertvoll, so wie sie ist. Beide Geburten und ihre bedingungslose Liebe zu mir, haben mich bis auf Zellebene positiv verändert. Ich kann sagen, ich bin in Kontakt gekommen mit dem Göttlichen und Unendlichen in mir, denn so fühlt sich die Verbindung zwischen mir und meinen Kindern an.
Diese Liebe lebt für immer weiter, ohne Ende und ohne Anfang.
Prachtvoll blüht und strahlt die Lotusblume der Sonne entgegen, sie kennt die Schatten und das Licht des Lebens und erinnert sich, das beides unsere tiefsten Erfahrungen des Menschseins ausmachen.
Ohne Dunkelheit kein Licht.
Ohne Ende kein Anfang.
Ohne Schmerz keine Liebe.
Namasté & Sat Nam
Eure Marlen
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